Donnerstag, 26. April  2018
Wir sind gerade in Peking

In der Hauptstadt mit der verbotenen 2

 

China ist und bleibt spannend für uns.

Gestern Abend um kurz vor 22 Uhr klopfte es an unsere Hotelzimmer-Tür. Wer konnte das so spät noch sein? 

Eine freundliche Angestellte überreichte mit viel Anmut ein

DIN A4-Blatt voller Schriftzeichen

und  gab wortgewandte Erläuterungen dazu. Auf unseren unverständlichen Blick und die auf Deutsch oder Englisch abwechselnd gestellten Fragen reagierte sie unbeeindruckt und fuhr mit ihren Erklärungen in schönstem Chinesisch fort.

Wir bedankten uns bei der netten Frau, in deren Horizont offenbar keine anders sprechenden Menschen Platz fanden.

 Bei genauerer Untersuchung des Schriftstücks stellte sich heraus, daß neben all den Zeichen zumindest die Zahlenfolge 23: 00 - 01: 00 vorkam. Gemeint war wahrscheinlich ein Zeitraum. Doch was sollte in der Zeit passieren? Vielleicht stellen sie das Wasser ab.....war der erste Gedanke. Würde uns nicht weiter stören, da wir dann wahrscheinlich schlafen würden. Man müßte bloß das Zähneputzen noch rechtzeitig hinbekommen.

 

Was, wenn etwas ganz anderes gemeint wäre? Zum Beispiel Feueralarm. In allen Zimmern hatten wir bisher Gasmasken ähnliche Geräte in versiegelten Boxen vorgefunden. Die schienen zur Standard-Ausstattung zu gehören. Eine solche Übung könnte dann ja nicht einfach verpennt werden.

 

Also, hilft ja nix. Noch mal runter zur Rezeption und Zettel vorzeigen. Die Dame im Nachtdienst verstand sofort, wußte sich aber nicht zu helfen, wie sie uns das ganze ohne Sprachkenntnisse verklickern sollte. Wie immer kam das Handy zum Einsatz. Sie suchte und suchte, bis sie den Online-Übersetzer gefunden hatte. Stolz zeigte sie irgendwann auf das Display: „Power Cut“. Ach so! Stromausfall! Na, damit konnten wir leben . . . . .

 

Nach einer Nacht, in der das Summen des Kühlschranks zwei Stunden lang abgeschaltet war, ging es auf die letzte Etappe. Wir wollten nicht auf die S 339 und nicht auf die Weidu Road, sondern in die Hauptstadt - nach Peking. Wie gut, daß unser treuer Fahrer immer genau wußte, wohin es beim Rechtsabbiegen geht!

 

 

Unterwegs fiel uns eine Menge moderner Werbung auf. Leider war auch diese für uns nicht zu entschlüsseln. Besonders gewundert haben wir uns über die ganz und gar nicht chinesisch aussehende blonde Frau und das ganz und gar nicht chinesische Essen. Von dem Plakat inspiriert gönnten wir uns im Ziel tatsächlich eine Pizza. Die Italiener würden sich in der Adria ertränken, wenn sie miterleben müßten, was die Chinesen aus einem ihrer Nationalgerichte machen. Man könnte uns natürlich zurufen: „Selber schuld! Eßt halt chinesisch in China!“

 

 

Am Straßenrand verkaufte ein alter Mann Schwimmringe. Voll absurd mitten im Verkehr in einer staubigen Stadt, wo weit und breit kein See oder Meeresstrand ist. Dahinter freut sich auf dem Plakat eine Familie über ihre neue Küche. Und dann waren da noch ganz viele Babys. Mit dieser Reklame, wofür auch immer sie gedacht ist, senden wir Grüße nach Düsseldorf, wo die SeaBridge Juniorchefin ihr erstes Kind zur Welt gebracht hat.

Herzlichen Glückwunsch! Für Nachwuchs in der Firma ist damit gesorgt!

 

 

Viel Landschaft gab es heute nicht zu sehen auf dem Weg nach Beijing. An einer Mautstelle wurden wir durch eine stationäre Polizeikontrolle geschleust. Ein etwa 15-Jahre-alt aussehender Jüngling in Uniform streckte seine weißen Handschuhen durchs Autofenster und wollte unsere Pässe sehen. Zu gern hätten wir davon ein Foto gemacht. Fotografieren ist aber bei Polizei, Militär und Grenze streng verboten.

Als dann auch noch ein zweigeschossiger Schweinelaster, der zuvor vor uns gefahren war, in der Kontrolle steckte, konnte Kathrin sich nicht mehr beherrschen. Es sah einfach zu komisch aus.

 

 

Etwa zehn Kilometer weiter verging uns das Lachen. Wieder eine Polizeistation auf der Autobahn. Wir hatten die äußere Grenze von Peking erreicht. Unser Fahrer mußte in die Dienststelle hinein, um sich die Genehmigung zu holen, überhaupt in die Stadt hinein fahren zu dürfen. Eigentlich dürfen nur in Peking zugelassene Fahrzeuge dort fahren. Nach kurzer Zeit kam er mit dem Schild für die Windschutzscheibe zurück. Dann aber mußte er feststellen, daß am heutigen Donnerstag Autos mit den Endziffern 4, 2 und 9 tagsüber nicht in der Hauptstadt unterwegs sein dürfen. Es war 12 Uhr mittags und wir sollten bis 20 Uhr warten, erst dann würde sein Nummernschild mit der Zweier-Endung freie Fahrt haben. Puuuuh! 

 

Man muß sich vorstellen, daß die gesamte Konversation über diesen Sachverhalt wieder über sein Handy-Übersetzungsprogramm ablief. Zum Glück war er so clever, seinen Manager anzurufen und gemeinsam wurde beschlossen, das Risiko einzugehen. Nach der Augen-Zu-Und-Durch-Methode brachte er uns ins Zentrum der Stadt in unser Hotel. Wir hoffen, daß er sein Trinkgeld nicht auf dem Weg aus der Stadt heraus für eine Strafe hinblättern mußte!

 


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