Tag 14 / Fahretappe 9: Calgary - Drumheller 256 Kilometer
Von "S" wie Schwarzfußindianer bis "S" wie Saloon
Was für ein Tag! Die Fahrstrecke war heute nicht so weit aber die Abstecher und Besichtigungsmöglichkeiten zahlreich und alle lohnenswert. Es begann mit dem historischen Ort Blackfoot Crossing, an dem sich ein Indianerreservat samt Museum befindet. Die Kuga-Gruppe rollte nach und nach an, um sich über die Schwarzfußindianer zu informieren.
Auf einer weiten Ebene, wo man sich gut vorstellen kann, daß Indianer sich mit Rauchzeichen verständigten, unterzeichnete Häuptling Crow Foot (Krähenfuß) 1877 einen Vertrag, der das Land seines Volkes an die britische Krone abtrat. Im Gegenzug wurde den Indianern Schutz in einem Reservat versprochen. Wir standen also auf geschichtsträchtigem Boden und schauten in die Ferne.
Bei der Weiterfahrt wurde klar, warum Alberta ein "Präriestaat" genannt wird. Plattes Land, fast keine Bebauung, kein Verkehr, viel Gras und einige Felder so weit das Auge reicht.
Dann aber änderte sich die Landschaft schlagartig. Wir erreichten das Tal des Red Deer River und waren sogleich umgeben von Sandsteinwänden, die aufgeschichtet und wie kunstvoll herausgearbeitet wirkten. Am eindrucksvollsten waren die pilzförmigen Erdtürmchen, die Hoodoos, die an einer Stelle besonders zahlreich aus dem Boden sprießten.
Auf einem kleinen Rundwanderweg konnten wir diese eigentümliche Gesteinsbildung aus der Nähe betrachten.
Entlang dieses Hoodoo Trails gelangten wir zu einer ehemaligen Kohlemine, die zu Anschauungszwecken erhalten wurde. Die riesige Holzkonstruktion, die man hier "Tipple" nennt, diente zum Sortieren der Kohle. Uwe & Monika setzten sich sogar in eine Museumsbahn und ließen sich von einem Guide einmal um das ganze Gelände fahren mit fachkundiger Erläuterung. Man hätte auch mit Helm und Grubenlampe hinabsteigen können in die Mine. Bei diesem schönen Wetter war aber keinem von uns nach dunklen Schächten zumute.
Da fuhren wir lieber zu einer 117 m langen Hängebrücke in der Nähe, über die seit 1931 für mehr als 25 Jahre Minenarbeiter Kohle bei Wind, Wetter und Flut über den Red Deer River brachten.
Heute laufen die Touristen zum Spaß hin und her, einfach weil es so schön wackelt. Obwohl Margret ihrem Ruedi auf der Mitte zurief, er möge still halten. Auch wenn die "Suspension Bridge" für 20 Personen zugelassen ist, kann ein einziges Paar die Seile schon ganz schön in Schwingung versetzen.
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Am Abzweig zu unserem Campingplatz fuhren wir erst einmal achtlos vorbei. Das Highlight des Tages lag nämlich noch vor uns. Die Stadt Drumheller ist das Zentrum der Dinosaurier-Forschung von Alberta, denn 1884 fand der Geologe Joseph Tyrrell in dieser Ödlandschaft die ersten Dinosaurier-Fossilien. Daher stehen heute an jeder Straßenecke bunte Dinos. Man fragt sich, wie es sich so lebt, wenn beim Tanken und Einkaufen einem immer ein Riesenmonster über die Schulter schaut.
Es gibt aber auch richtig seriöse Saurier zu sehen und zwar im Royal Tyrrell Museum, benannt nach dem Erstentdecker.
Das wahrscheinlich beeindruckendste Exponat ist Black Beauty, ein Tyrannosaurus Rex, dessen Knochen sich durch die Mineralien in der Erde, in der er über viele Millionen Jahre begraben lag, schwarz gefärbt haben. Die Paläontologen haben ihn Stück für Stück freigelegt und präsentieren ihn hier der staunenden Menschheit.
In dem Museum kann man auch den Wissenschaftlern bei der Arbeit zusehen. Ein T.Rex-Baby war Anfang dieses Jahres entdeckt worden und wird nun mühsam präpariert.
In diesem weltweit geschätzten Museum hätten wir noch viele Stunden verbringen können. Ein Audio-Guide brachte bei Bedarf alle Infos auf Deutsch über Kopfhörer. Unglaubliche 40 vollständige Dinosaurier-Skelette werden in dieser weltweit größten Sammlung ausgestellt. Wir fanden es richtig toll!
Zur Krönung dieses an sich schon ausgefüllten Tages gab es ein Kuga-Gruppenessen im Last Chance Saloon. Das kleine Städtchen Wayne hatte 2500 Einwohner, als man vor über 100 Jahren hier Kohle förderte. Nachdem dieser Erwerbszweig weggebrochen war, blieben ganze 27 Einwohner übrig. Den 1912 eröffneten Saloon betreiben sie heute immer noch und wir hatten die Freude, darin den Abend zu verbringen.
Die Steaks kamen dick und saftig vom Grill, das Bier wurde in Krügen serviert und die Stimmung war dementsprechend vortrefflich. Der Kuga-Olaf hatte dieses Unikum persönlich für uns ausgesucht und verabredet, daß wir mit unseren Wohnmobilen in dem kleinen Park hinter dem Saloon übernachten dürfen. Alle saßen lange vor ihren Biergläsern, die einfach nicht leer werden wollten. Kein Wunder, so ein Pitcher faßt eine Menge Kaltgetränk!
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