Zou Wānlù - einen krummen Weg gehen
Wir mußten heute viele krumme Wege gehen, denn seit vor ein paar Jahren in dieser Provinz verschärfte Sicherheitsmaßnahmen eingeführt wurden, enden die Straßen immer wieder an einer Barriere mit Hütchen, an
der alle Fahrzeuge im großen Bogen zu einem Polizeikontroll-Gebäude umgeleitet werden. Schon bei der
Ausfahrt aus unserem Übernachtungsort Mingfeng wurden wir registriert und dann ging‘s erst einmal wieder
durch recht trockene, wüste Gegenden. Viel Verkehr herrschte nicht, doch ab und zu mußte man
mit kreuzenden Kamelen rechnen.
Ob das der Grund für die Geschwindigkeitsbeschränkung auf 80km/h in dieser einsamen Gegend war, wissen wir nicht. Jedenfalls wurde das Einhalten dieser Vorgabe genau überwacht. Eigentlich ist es ja strengstens verboten, Polizisten zu fotografieren aber bei diesem konnten wir uns einfach nicht beherrschen.
Fast hätten wir uns auch in einer der letzten Kontrollstationen nicht mehr beherrschen können aber wir sind ja zivilisierte Menschen und außerdem hätte es nichts genützt, sich aufzuregen.
Jede Station hat so ihr eigenes System. Pässe werden gescannt oder fotografiert oder kopiert. Man tippt mit zwei Daumen mühsam Passdaten in ein Handy und macht Bilder von unseren Gesichtern oder schreibt alles old school mit Kuli in ein dickes Buch. Manchmal müssen wir unser chinesisches Nummernschild fürs Foto vor die Brust halten und kommen uns vor wie ein Sträfling. Dann gab es noch die Variante: Mehrere Fahrzeuge sammeln sich und werden nach Registrierung mit Polizeieskorte so schnell wie möglich aus dem Bezirk des jeweiligen Polizeichefs heraus begleitet. Bloß keinen Ärger mit Langnasen!
Ausnahmslos alle Sicherheitskräfte sind freundlich und behandeln uns Ausländer respektvoll und zuvorkommend. Es bleibt zu befürchten, daß Ausländer in Deutschland nicht unbedingt diese Behandlung erfahren. Aber so nett sie auch sind, jeder hat Angst einen Fehler zu machen oder Ärger mit dem Vorgesetzten zu bekommen. Daher zogen sich die heutigen zehn (10!) Registrierungen und Kontrollen sagenhaft in die Länge.
Letztlich brauchten wir für 290 Kilometer gute Straße sieben Stunden Fahrtzeit, bevor alle etwas erschöpft in Hotan eintrafen. Wir stehen wie so oft auf einem bewachten Hotelparkplatz. Da die örtlichen Behörden eine Übernachtung im Reisemobil nicht erlauben, wurden für alle Tour-Teilnehmer Zimmer gebucht. Auch nicht schlecht!
Nach einer eventuell heißen Dusche (war Glückssache, in welchem Zimmer das Warmwasser funktionierte - ist ja auch eine Abenteuerreise!), begaben sich die meisten von uns auf den Nachtmarkt. Die Uiguren, die mehrheitlich diese Provinz bewohnen, haben türkische Wurzeln und so gibt es einige sehr landestypische Speisen, die man sonst nicht in China bekommt. Wie z.B. das im heißen Ofen an den Wänden gebackene Brot.
Schmeckt einfach göttlich, wenn es so frisch hoch „geangelt“ und warm verspeist wird! Und da sind wir
Reiseleiter nun Brüder im Geiste mit unserem lieben Kostya. Auch wir haben für solche Fälle überall
auf der Welt ein Glas Nutella dabei........
|