Freitag, 27. April  2018
Wir sind gerade in Peking

 

Auf den Spuren der Kaiser von China

 

Der Tian‘Anmen-Platz ist ganz besonders gesichert. Wer ohne lizensierten Stadtführer unterwegs ist, muß sich umfangreichen Durchsuchungen unterziehen. Wir hatten glücklicherweise unseren Herrn Wang Yong dabei und mußten daher „nur“ durch Scanner und unsere Tasche durchleuchten lassen wie am Flugplatz. 

Größer als der Rote Platz in Moskau präsentiert sich das im Volksmund „Platz des himmlischen Friedens“ genannte Areal mit Blick auf die Volkskongresshalle, in der Herr Xi erst kürzlich auf Lebenszeit gewählt wurde.

 

 

Da sich der Platz so riesig ausbreitet, vergißt man, daß er komplett abgeriegelt ist. Hat man das Innere erst einmal erreicht, kann man sich frei bewegen. Fast mittendrin steht ein 34 Meter hoher Säulenbau - das Mausoleum des 1976 verstorbenen Großen Vorsitzenden. Lange Besucherschlangen bilden sich davor, denn jeder möchte einmal die in einem Kristallsarg aufgebahrte Mumie Maos sehen. Wir haben uns das gespart, denn der Leichnam hat nur einen Halbtagsjob und wird nachmittags ins Kühlhaus verfrachtet. Inzwischen soll sich sogar eine Wachsnachbildung die Arbeitszeiten mit dem Original teilen. 

 

Wir wollten lieber in die Verbotene Stadt! Eine Seite des Tian’Anmen Platzes wird vom Südtor der Kaiserstadt gebildet. Auch hier kommt man an Mao nicht vorbei. Für die meisten Chinesen ist es eine Art Wallfahrtsort, an dem man einmal mit Selfie verewigt sein muß.

 

 

Das gesamte Gelände ist so groß wie ein ganzer Stadtteil, man läuft etwa drei Kilometer vom Südtor zum Ausgang am Nordtor. Jedes architektonische Detail hat eine symbolische Bedeutung. Die hübschen gelben Ziegel waren dem Kaiser vorbehalten, man spricht vom Kaisergelb und Festtagsrot der Wände.

 

 

Eine Bronzeschildkröte mit Drachenkopf steht für langes Leben.

Gewaltige Löwen bewachen die Torhallen des Kaiserpalastes.

 

 

Wolkendrachen sind in eine 16 m lange und 3 m breite Platte gemeißelt worden, die aus einem Steinbruch etwa 150 Kilometer von Peking entfernt zum Palast gebracht wurde. Diese Platte war so schwer, daß sie in drei Wintern auf künstlich angelegten Eisbahnen transportiert wurde. Unvorstellbar! Der Kaiser war der einzige, der über sie hinweg schwebte, wenn er in seiner Sänfte zur Thronhalle gebracht wurde. Links und rechts kämpften sich auf den Stufen die Träger mit ihrer Last die Treppen hinauf.

 

 

Der gesamte riesige Palast wurde nur vom Kaiser, seiner Hauptfrau, einigen hohen Beamten, den Konkubinen und Eunuchen bewohnt. Das Volk hatte keinen Zugang. Immerhin sorgte ein hübscher Garten dafür, daß die Konkubinen, die gerade nicht im Dienst waren, es auch ganz nett hatten. So lange - bis sie dem Kaiser eine Tochter gebaren. Dann wurden sie mitsamt des neugeborenen Mädchens mithilfe von Gift ins Nirwana geschickt. Bei Geburt eines Jungen stiegen sie in den Rang einer "Lieblingskonkubine" auf.

Harte Zeiten!

 

 

Heutzutage ist die Verbotene Stadt nicht mehr verboten, sondern wird von Zehntausenden von Menschen täglich besucht. Der über 50 m breite Wassergraben, der zusammen mit den Mauern und Wachtürmen die Kaiserstadt umgibt ist nun Fotomotiv für Hochzeitspaare. In China gilt die Farbe Rot als Glücksbringer!

 

 

Nach der Heirat wollen die meisten Paare sehr rasch ein Kind. Obwohl eine Gesetzesänderung seit 2016 zwei Kinder erlaubt, bleiben die meisten Eltern freiwillig bei einem Nachkommen aus finanziellen Gründen. Im Himmelstempel, den wir danach besichtigten, kamen uns ganze Schwärme der nächsten Generation entgegen.

 

 

Wieder befanden wir uns in einer imposanten Anlage. Wieder war es ein Bereich, der dem Kaiser vorbehalten war. Zweimal im Jahr opferte er dem Himmel und betete für reiche Ernten bzw. bedankte sich dafür.

 

 

Auch diese Kultstätte war voller Symmetrie. Wir schritten durch mehrere Tore, um uns dem eigentlichen Höhepunkt zu nähern.

 

 

Die Halle des Erntegebets erreicht man über terrassenartig angelegte weiße Treppen.

 

 

Jedes Detail hat seine Bedeutung. Die Ziegel sind in diesem Fall blau, da es die Farbe des Himmels ist, vor dem der Kaiser sich demütig verbeugt, wie die Untertanen sich ihm gegenüber verbeugen sollen. Dieser Himmelstempel ist eines der berühmtesten Wahrzeichen Chinas.

 

 

Die angrenzenden Wandelhallen dienen im heutigen Peking als Treffpunkt der Alten. Sie spielen hier Karten oder chinesisches Schach. Die Haltung von Singvögeln oder großen Grillen gilt ebenfalls als typisches Hobby. Gern durften wir überall zuschauen.

 

 

 

Wieder liegt ein ausgefüllter Tag hinter uns. Morgen werden wir an unserem letzten Tag in China

die Große Mauer besichtigen.

Bis dann!


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