Sonntag, 27. Mai  2018
Wir sind gerade in Kazan

 

Wenn Wünsche wahr werden

 

 

Nach einer ruhigen Nacht begannen wir den heutigen Sonntag mit einer Stadtrundfahrt durch Tscheboksary. Unsere Fremdenführerin Lena war eine waschechte Tschuwaschin und sprach voll Stolz von ihrer Republik und den Menschen, die dort leben und ihre eigene Sprache sprechen - eine Abzweigung aus dem Türkischen. 

 

In der Karl-Marx-Allee sahen wir natürlich wieder eine Lenin-Statue. Auch Juri Gagarin, der erste Mensch im Weltall, wird überall in Russland als Volksheld verehrt und glitzerte in seinem silberfarbenen Raumanzug. Ein beeindruckendes Denkmal zeigte uns Lena aber ausführlich. Es ist dem Tschuwaschen und Kommandant der Roten Armee, Vasili Chapaev, gewidmet.

 

 

 

Auch das „Denkmal des Militärruhmes“ durfte nicht fehlen. Wir haben es aber weniger wegen seiner geschichtsträchtigen Bedeutung besucht als vielmehr......ja, wo schauen denn alle hin? Richtig, auf die Wolga!

 

 

Die Wolga ist breit aufgestaut an dieser Stelle, um ein Wasserkraftwerk zu betreiben. Die einzige zweigeschossige Kirche der Stadt wurde mit Betonbefestigungen auf das nahende Hochwasser vorbereitet. Das Kraftwerk arbeitet nämlich nur mit 80% Auslastung. Um 100% zu erreichen, muß der Wasserspiegel noch um fünf weitere Meter angehoben werden.

 

 

In der Fußgängerzone stießen wir dann auf eine Tschuwaschiche Folkloregruppe, die an den Glückssteinen

auf uns gewartet hatte.

 

 

Wir wurden in die Geheimnisse der traditionellen Trachten eingeweiht und durften Brot mit ihnen brechen als Zeichen der Freundschaft.

 

 

Mit Tänzen und Gesang bot sich uns ein bunter Auftritt, der in einer Mitmachaktion mündete, der sich niemand entziehen konnte.

 

 

Die resolute Chefin der Gruppe erklärte uns, was es mit den Glückssteinen auf sich hat. Man muß alle drei Steine gleichzeitig berühren - entweder klassisch mit ausgestreckten Armen - oder akrobatisch mit Hilfe eines Beins. Gleichzeitig soll das Gesicht gen Himmel gerichtet werden, um den stummen Wunsch abzusenden.

 

 

Jeder fand für sich persönlich einen stillen Moment der inneren Einkehr. Wer weiß, welche Wünsche alles auf den Weg geschickt wurden....

Weiter ging die Reise. Wieder ein Stückchen nach Osten zur Millionenstadt Kasan. Unterwegs machten wir einen kleinen Abstecher zu einer Inselstadt, die ursprünglich von Iwan dem Schrecklichen gegründet worden war, um 1551 unseren heutigen Zielort Kasan anzugreifen. Jetzt besuchen unzählige Touristen Swijaschsk mit seiner Klosteranlage umgeben von der aufgestauten Wolga.

 

 

Auch unsere Gruppe traf sich nach und nach auf dem Hügel in der Flußaue und ließ sich vom heftigen Wind durchpusten, bevor wir die letzten Kilometer bis zum Stellplatz in Kasan in Angriff nahmen. In der Millionenstadt stehen wir nicht schön aber praktisch. Gesichert durch Wachpersonal, umgeben von Zäunen, absolut ruhig, mit Strom, Entsorgung und WC. Was will man mehr? Nachdem alle angekommen waren, traf man sich wie immer zum netten Plausch zwischen den Wohnmobilen.

 

 

Alle dachten „das war‘s!“. Der Tag ist gelaufen, wir lassen ihn ausklingen, kochen, essen, gehen zu Bett.

Weit gefehlt!

Da wir Reiseleiter in ständigem Kontakt mit unserem Team-Mitglied Tsyren waren, wußten wir, wo genau sich Manfred und Barbara befinden. Der Patient war inzwischen endgültig als geheilt entlassen worden und das Trio brach gestern Abend nach einem letzten Motor-Test auf in Richtung Suzdal. Immerhin mußten vier Fahr-Etappen aufgeholt werden. Weit nach Mitternacht war die erste Testfahrt beendet worden und man übernachtete in Suzdal.

 

Daß das Wohnmobil ein weiteres Mal stehen blieb, weil der Schlauch zur Dieselrückführung sich gelöst hatte, wollen wir gar nicht erst erwähnen. Glücklicherweise war der Team-Mechaniker noch mit an Bord gewesen. So konnte Tsyren den Fehler finden und beheben. Heute Morgen machte man sich sich auf den Weg mit dem ehrgeizigen Ziel, die etwa 600 Kilometer bis nach Kasan durch zu fahren. Tsyren hatte den Auftrag, uns zu informieren, wenn sich die Pechvögel kurz vor der Zufahrt zum Stellplatz befinden. Genau das tat er und Kathrin lief von Fahrzeug zu Fahrzeug und organisierte das Empfangs-Komitee. Als die Scheinwerfer von Manfreds Wohnmobil schließlich in der Dunkelheit näher rückten, wurden Taschenlampen und Handys geschwungen für einen zünftigen Empfang.

 

 

Irgendjemand muß bei den Glückssteinen heute wohl den richtigen Wunsch gen Himmel geschickt haben......jedenfalls sind wir nun wieder komplett. Halleluja!


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