Donnerstag, 27. September  2018
Wir sind gerade in Mashhad

 

 

Es wechselt Pein und Lust. Genieße, wenn du kannst, und leide, wenn du mußt!

(Goethe)       

 

Diese Überschrift faßt den heutigen Tag vortrefflich zusammen. Jedes Jahr pilgern 15 bis 20 Millionen Gläubige zum Mausoleum von Imam Reza. In ganz Mashhad ist der „Holy Shrine“ ausgeschildert, denn dieser Schrein - dieser Heilige Bezirk - ist das, worum sich alles dreht in der Millionenstadt.

 

 

Der gesamte Gebäudekomplex mit seinen sieben Innenhöfen umfaßt 600.000 Quadratmeter. Der Zutritt ist Nicht-Muslimen nur in wenigen Bereichen gestattet und nur unter Aufsicht von Vertretern der Abteilung für Internationale Beziehungen. Dieser sehr besondere Ort darf außerdem nur in Vollverschleierung betreten werden.

 

 

Unser iranischer Begleiter Sirous organisierte „Tschadors“ für die weiblichen Gruppenmitglieder und bestellte auch die geforderten Begleitpersonen.

Man könnte sie auch Aufpasser nennen, denn die beiden Damen hatten ganz genau im Blick, wenn sich jemand zu weit von der Gruppe entfernte. Und damit ihnen das nicht zu schwer gemacht wird, bekamen wir „Ungläubigen“ eine geblümte Verschleierung.

 

Wir fühlten uns wie Schloßgespenster und mußten höllisch aufpassen, daß wir nicht über den Saum dieser Gewänder stolperten. Immerhin waren wir von Weitem schon gut von den Muslima in Schwarz zu unterscheiden!

 

 

Das Heiligtum, das Zentrum des Ganzen, ist der Grabraum von Imam Reza. Dieser blieb uns als Nicht-Muslimen jedoch verschlossen. Allerdings sahen wir viele Menschen mit Tränen in den Augen und waren sehr beeindruckt von der tiefen Religiosität der Iraner.

 

 

Schon die Jüngsten werden natürlich in diesem Geiste erzogen. Eine Grundschulklasse besuchte offensichtlich den Schrein und die Mädchen waren bereits den Vorschriften entsprechend gekleidet.

 

 

Die Teppich-Jungs bereiteten die Gebetsteppiche vor, die in den großen Innenhöfen ausgelegt werden. Auch sie staunten nicht schlecht über die vielen Hui Buh Schloßgespenster aus Europa.

 

 

Besonders prachtvoll ist das mit Blattgold ausgekleidete Westtor, vor dem Menschen sitzen und beten. Imam Reza ist vor gut 1200 Jahren, anno 817, von einem Kalifen vergiftet worden. Seither gilt er als Märthyrer und die Gläubigen strömen von überall zum heiligsten Ort im Iran.

 

 

Die prächtigen Iwane, die Tore zu den Innenhöfen, überwältigten uns mit ihrer Schönheit.

 

 

 

Die in der Sonne glänzende Pracht aus Gold, Marmor und Fayencen von schwindelerregender Schönheit spiegelt sich in den Brunnenanlagen für die rituellen Waschungen.

 

 

So weit der Genuß und die Lust an schöner Architektur und Kultur!

Was wir nicht verschweigen wollen ist die Pein, die uns Frauen zugefügt wurde. Im heißen iranischen Spätsommer müssen wir ohnehin lange Ärmel, lange Beinkleider und ein weites Oberteil, das die Konturen verhüllt, tragen. Dazu Kopftuch! Daran kann man sich gewöhnen. Aber DARÜBER noch diesen geblümten „Bettbezug“, der keine Luft durchläßt, da mußten wir wirklich leiden. Andererseits, wollten wir natürlich das wichtigste Heiligtum des Irans sehen und so mußten wir uns an die Regeln halten.

 

Dafür konnten wir am Nachmittag in der „normalen“ iranischen Kleiderordnung das Mausoleum von Ferdowsi besichtigen und im Park lustwandeln. Der Dichter wird landesweit verehrt, da er zum Erhalt der persischen Sprache beigetragen hat.

 

 

Dem im Jahre 1020 verstorbenen Ferdowsi wurde ein Monument gewidmet mit Auszügen seines 60.000 Verse umfassenden Hauptwerks, das „Buch der Könige“, das als Nationalepos gilt. Wir nutzten die Anlage für eine ausführliche, ruhige Mittagspause nach den vielen Menschen und vielen Eindrücken des Vormittags.

 

 

Damit an diesem wieder randvoll ausgefüllten Tag der Genuß die absolute Oberhand behält, begaben wir uns alle am Abend zu einem SeaBridge-Essen in ein gehobenes Restaurant, das noch nicht allzu viele Touristen gesehen hatte. Ein Geheimtipp von Sirous und Amin! 

Zunächst durften wir am Tisch unsere Hände mit Orangenblüten-Wasser reinigen. Dann wurde das Buffet eröffnet.

 

 

Und damit keiner hungrig vom Tisch geht, gab es Portionen in Fernfahrer-Dimensionen. Da Reiseleiter Jörn mit seinem grünen LKW-Teamfahrzeug ein echter Trucker ist, fühlte er sich mit dem Fleischangebot wirklich wohl, während seine Su sich über Reis in allen Varianten freute.... "versüßt" mit alkoholfreiem Bier in den Varianten Ananas, Pfirsich oder Limone.

 

 

„Genieße, wenn du kannst, und leide, wenn du mußt!“.........An diesem Abend konnten wir alle das leckere Gruppenessen genießen. Schön war‘s!


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