Im Reich der Tataren - oder - man hat ja sonst nichts zu tun
Kasan, die Hauptstadt der Teilrepublik Tatarstan, war uns wieder eine Stadtführung wert.
Der bereits 1552 von Iwan dem Schrecklichen erbaute Kreml ist größer als in Moskau und beeindruckt durch die vielen verschiedenen Kulturen, die darin ihre Spuren hinterlassen haben.
Der russische Islam findet sein Zentrum hier in der Stadt und so wurde im Jahr 2005 die zweitgrößte Moschee Europas innerhalb der Kremlmauern errichtet. Über den Himmel huschten heute tiefschwarze Regenwolken, die uns schon nach einem Unterschlupf suchen ließen. Minuten später schenkte uns die Sonne einen Foto-Moment, den wir so hektisch nutzten, daß es die Spitze eines der Minarette nicht mit aufs Bild schaffte.
Daher hier noch einmal in voller Pracht.....
Auch das Innere der Kul-Scharif-Moschee durfte besichtigt werden. Die Frauen in der Reisegruppe haben mittlerweile schon routinemäßig Kopftücher dabei, denn auch hier mußten die Häupter verhüllt werden. Dann aber konnten wir auf den Gebetsraum hinab schauen. Die blauweiße Farbgebung wiederholte sich hier.
Nur wenige Schritte weiter beeindruckte uns die Mariä-Verkündigungs-Kathedrale, die bereits 1562 erbaut wurde. Die enge Koexistenz von Moschee und christlichem Gotteshaus ist ein schönes Sinnbild
für Frieden zwischen den Religionen.
Fresken aus dem 17. Jahrhundert sind erhalten und erst kürzlich restauriert worden. Wie in allen russisch-orthodoxen Kirchen nehmen die Ikonen einen zentralen Platz ein.
Einen ganz besonderen Platz hat auch Reiseleiter Dima eingenommen. Während die Fremdenführerin Natasha die Doppelkreuze über dem goldenen Altar erklärte, hatte Dima in einer Nische eine Steckdose entdeckt, um sein Handy weiter benutzen zu können - seine Nabelschnur zum Rest der Welt. Und tatsächlich gab es schon wieder viel zu tun und zu koordinieren.
Ein Teilnehmer mußte sich ambulant medizinisch versorgen lassen und wurde von Sascha als Dolmetscherin begleitet. Ein Toiletten-Technik-Bedienelement am Wohnmobil war ausgefallen und wurde von unserem Mechaniker Tsyren aufwendig wieder zum Funktionieren gebracht. Und dann schaute auch noch die Immigrationspolizei vorbei...... aber dazu später mehr.
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Zunächst einmal staunten alle über den roten Sjüjümbike Turm, der sich ganze zwei Meter
nach Nordwesten neigt und zu den schiefsten Türmen der Welt zählt.
Innerhalb des Kremls finden sich viele historische Gebäude auf engem Raum. Das grünliche Gouverneurspalais von 1848 ist heute Sitz des Präsidenten der Teilrepublik Tatarstan. Die beiden Fahnen - die russische und die Tatarenflagge mit dem grünen Streifen - wehten heftig im stürmischen Wind.
Unsere Tourteilnehmer hatten ihre dicksten Jacken aus den Staufächern geholt. Immerhin blieb es bis auf eine Handvoll Tropfen den ganzen Tag über trocken.
So bot sich die Gelegenheit für einen Bummel durch die Fußgängerzone in der berühmten „uliza Baumana“. Viele nahmen das Angebot an, nach der offiziellen Stadtführung Kasan auf eigene Faust zu erkunden.
Das Team fuhr zurück zum Stellplatz und wurde sofort von einer vierköpfigen Delegation empfangen. Die Immigrationspolizei wollte alle Pässe der Tour-Teilnehmer überprüfen und eine offizielle Registrierung vornehmen. Dima erklärte, daß die meisten irgendwo in der Stadt unterwegs seien und erwirkte einen Kompromiß, der uns als Team den ganzen Nachmittag beschäftigte.
Wie gut, daß Dima und Sascha Russisch sprechen, sonst wäre es echt schwierig geworden. So aber sammelten wir nach und nach von den Zurückkehrenden alle Pässe ein. Hans-Hermann und Dima hatten zwei Drucker gleichzeitig im Einsatz und kopierten die Pässe, die darin befindlichen Visa, die Einreisekärtchen und die bisher bereits durchgeführten drei Registrierungen beidseitig. Es ist ja nicht so, daß wir uns nicht pflichtgemäß registriert hätten. Durch die bevorstehende Fußballweltmeisterschaft werden Ausländer aber noch genauer unter die Lupe genommen.
Sascha füllte derweil stapelweise Anmeldezettel auf kyrillisch aus, Kathrin sortierte die Kopien und brachte die Pässe mitsamt aller Einlagen zu ihren Besitzern zurück. Man muß ja höllisch aufpassen, daß bei so vielen Pässen und Zetteln nichts unter die Räder kommt. Tsyren fungierte als fliegender Bote und schleppte Kopien von A nach B. Unglaublich aber wahr!
Morgen werden wir alle die nächste Etappe in Angriff nehmen. Wobei ein Team-Fahrzeug voraus fährt, um am nächsten Stellplatz die Gruppe zu betreuen, während das zweite Team in Kasan fest sitzt, bis die Behörden den dann inzwischen vierten (4.!) Registrierzettel verarbeitet und gestempelt für alle Tour-Teilnehmer zurück bringen.
Man hat ja sonst nichts zu tun.......
Immerhin sind wir dankbar, daß wir personell so gut aufgestellt sind. Zwei Reiseleiter allein würden all diese Aufgaben in der Summe nicht bewältigen können.
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