Qiáng Nǔ Zhī Mò
(Ein Pfeil am Ende seiner Flugbahn)
Dieser feststehende Ausdruck bedeutet in unserem Gastland so viel wie „Nachlassende Kräfte“. Und genau das empfinden wir nun gegen Ende unseres beeindruckenden Peking-Programms. Immerhin haben wir inzwischen drei Tage und Nächte in dieser Mega-Metropole verbracht, in der außer unserer kleinen aber feinen Reisegruppe noch ein paar andere Touristen unterwegs sind und zufällig auch 23 Millionen Chinesen ihren Wohnsitz haben.
Begonnen hatte alles an einem Treffpunkt außerhalb der Stadt, an dem wir uns zur Konvoi-Einfahrt sammelten und bereits mit dem schachbrettartigen Grundriß Pekings vertraut machten.
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Der Manager des zentral gelegenen Hotels, in dem wir gerade wohnen, ließ es sich nicht nehmen, auch in diesem Jahr mit einem Führungsfahrzeug voraus zu fahren, um uns die Einfahrt in die Hauptstadt stressfrei zu ermöglichen. Schließlich ist Peking kein alltägliches Ziel für Reisemobilisten.
Einige seiner besten Leute hatte er zudem abgestellt, beim Einparken auf dem Hotelparkplatz als Dirigenten zu fungieren. Es klappte wie am Schnürchen und schon bald hatte jeder einen Platz gefunden und Abenteuer Osten stand in Reih und Glied in der Wanming Road inmitten der gigantischen chinesischen Großstadt.
Da war der Jubel groß! Ein Lebenstraum erfüllt sich! „Ich bin im eigenen Reisemobil bis nach Peking gefahren!“ Wer kann das schon von sich behaupten?
Am Abend wurden natürlich gleich die Altstadtgassen rund um unser Hotel unsicher gemacht. Dabei mußte man trotzdem noch genügend Nachtschlaf einplanen, denn für die nächsten Tage stand ein gewaltiges Besichtigungsprogramm bevor. Viele Zeugnisse der kaiserlichen Baukunst sind einen Besuch wert.
Wie etwa der Himmelstempel, den die Kaiser im 15. Jahrhundert als Kultstätte für Opferzeremonien zum Erntedank nutzten. Er ist symbolträchtig und architektonisch eine Meisterleistung.
Mit dem blauen dreistufigen Dach bildet die "Halle des Erntegebets" das Kernstück der gesamten Anlage und gleichzeitig das Wahrzeichen Pekings.
Die bis ins Kleinste durchgeplante Anlage folgt strengen Symmetrie-Regeln.
Die Steinplatte in der Mitte des Himmelsaltars verkörperte für die Menschen der damaligen Zeit den Mittelpunkt der Erde. Unsere Reise-Teilnehmer wollten natürlich alle einmal im Zentrum der Welt stehen. Da begibt man sich auf die Seidenstraßen-Tour und kommt ganz nebenbei zum Mittelpunkt der Erde. Was Abenteuer Osten alles zu bieten hat......
Bei sommerlich heißen 37°C und an die 150 % Luftfeuchtigkeit hatte jeder so seine eigene Methode, einen kühlen Kopf zu bewahren. An jeder Ecke verkaufen fliegende Händler hübsche Fächer. Besonders beliebt sind auch kleine batteriebetriebene Ventilatoren. Summer in the city!
Zur Abkühlung hatten Yong Zhi und Zhang, unsere chinesischen Begleiter und Freunde, sich etwas Besonderes einfallen lassen. In den klimatisieren Räumen einer Seidenspinnerei wurden uns die einzelnen Phasen der Rohmaterial-Gewinnung erklärt. Nun waren alle neugierig und wollten auch das fertige Produkt bestaunen. „Rein zufällig“ gab es hauchfeine Bettwäsche und Bekleidung im Angebot. Während die Damenwelt vor der schwierigen Entscheidung stand, für welchen der zauberhaften Seidenschals man sich entscheiden solle, zogen sich die Herren bald auf eine Tasse Tee zurück.
Am Abend durften wir ein neues Mitglied in unserer illustren Reisegruppe begrüßen. Günter und Bettina hatten auf einen Umtrunk eingeladen. Verstärkung ist immer gut, zumal Bettina schon mehrmals Schulklassen nach China begleitet hat und sich im Reich der Mitte etwas auskennt.
Der zweite Besichtigungstag war der „Verbotenen Stadt“ gewidmet. Auf dem Tian‘Anmen-Platz, im Volksmund „Platz des Himmlischen Friedens“ genannt, konnten wir über die Menschenansammlung nur staunen. Eine schier endlose Schlange hatte sich gebildet. Jeden Tag kommen unfaßbar viele Chinesen hierher, um das Mausoleum des 1976 verstorbenen Großen Vorsitzenden Mao zu besuchen. Mittlerweile eine Art Wallfahrtsort.
Eine Seite des Tian’Anmen Platzes wird vom Südtor der Kaiserstadt gebildet. Auch hier kommt man an Mao nicht vorbei. Für uns ein perfekter Hintergrund: Gruppenbild mit Mao!
Überall herrscht ein hoher Sicherheitsstandard. Das Wachpersonal ist professionell und freundlich. Stefan und Noelle probieren die Kommunikation über eine ÜbersetzungsApp, was zwar zu einem Lächeln führt aber nicht sehr viel mehr. Wie gut, daß wir für wichtige Dinge unsere Dolmetscher stets an unserer Seite haben.
Der gesamte riesige Palastkomplex wurde nur vom Kaiser, seiner Hauptfrau, einigen hohen Beamten, den Konkubinen und Eunuchen bewohnt. Das Volk hatte keinen Zugang. Daher der Name „Verbotene Stadt“. Heute kommen umso mehr Menschen, um dieses UNESCO Weltkulturerbe zu besichtigen.
Das gesamte Gelände ist so groß wie ein ganzer Stadtteil, man läuft etwa drei Kilometer vom Südtor zum Ausgang am Nordtor. Jedes architektonische Detail hat eine symbolische Bedeutung. Die hübschen gelben Ziegel waren dem Kaiser vorbehalten, man spricht vom Kaisergelb und Festtagsrot der Wände.
So berühmt wie die uralte Kaiser-Kultur sind auch die Shaolin-Mönche. Am Abend wurde uns daher eine Kung-Fu-Show vom Feinsten geboten. Wenn in China, dann darf so eine landestypische Aufführung natürlich nicht fehlen. Mit viel Schwung, Farbe, Musik und Geschichten wirbelten die Mönche über die Bühne. Sensationell, welche Körperbeherrschung dahinter steckt! Da wird selbst der müdeste Peking-Tourist seine Augen offen halten!
Zum Abschluß dieses vielfältigen Besichtigungsprogramms verabschieden wir uns heute von der Hauptstadt mit einem gemeinsamen Abendessen. Dreimal dürft Ihr raten, liebe Leser, was serviert wird.
Richtig! Original Peking-Ente!
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