Auf dem Weg nach Udmurtien
Unsere Tagesetappe führte uns in die letzte der Vor-Ural-Republiken, die wir besuchen wollten. Die lange Strecke teilten wir uns in zwei Hälften und besuchten zunächst einmal das russische Kaufmannsstädtchen Jelabuga.
Wieder war man erstaunt, welche beeindruckenden Sakralbauten in räumlicher Nähe zueinander erbaut worden waren. Die Erlöser-Kathedrale sah von außen prachtvoll aus.....
....von innen war sie völlig unrenoviert. So also sehen die uralten Fresken vor der Restaurierung aus. Nun kann man ermessen, mit wie viel Liebe, Geschick und Geduld die farbenfrohen Wandmalereien, die wir bisher gesehen hatten, herausgearbeitet wurden.
In der Pokrovskaya Kirche zeigte sich ein ganz anderes Bild. Üppige Ausschmückungen und bunte Vielschichtigkeit ließen alle staunen. Ruedi war als erster dort und teilte der WhatsApp-Gruppe mit: „Kirche mit goldiger Kuppel ansehen, innen super schoen!“
Nach dieser ausgiebigen Mittagspause überquerten wir die Grenze zur Teilrepublik Udmurtien. Hier mußten die Uhren eine Stunde vorgestellt werden. So weit sind wir nun schon nach Osten vorgedrungen. Zwei Stunden sind wir der Heimat voraus und es werden noch viele dazu kommen.
Unser Roadbook schlug eine kleine Weile später eine Alternativroute zur nach Norden verlaufenden Hauptstrecke vor. Genauer gesagt, es schlug sie nicht vor, sondern formulierte: „Wer will kann eine Nebenstrecke testen.“ bevor die Koordinaten des Abzweigs angegeben wurden.
Das ließen sich Maja und Tomi nicht zweimal sagen und gaben ihrem Bimobil ordentlich Auslauf. Auch die Tatsache, daß von einer „Straße“ nicht allzu viel zu sehen war, schreckte sie nicht ab. Immerhin wurden sie durch abgelegene Dörfer geleitet und sahen ein ländliches Russland.
Wozu fährt man ein Expeditionsmobil, wenn man nicht in unbekannte Regionen
jenseits der Hauptstraße vordringen will?
Früher oder später erreichten alle den Stellplatz an einer Sportanlage nördlich von Izhewsk - grün, ruhig und ziemlich eben. Der Manager dieser Anlage ließ für uns eine Laterne anzapfen und legte eine Dreifach-Steckdose aus. Alle 21 Fahrzeuge verkabelten sich mit Kabeltrommeln untereinander und siehe da! Es gab Strom für jeden. Auch eiskaltes Quellwasser wurde bereit gestellt. Man wundert sich, was so alles mitten im Nirgendwo möglich ist. Und, liebe Leser, laßt Euch ein Geheimnis verraten: Es ist sogar noch mehr möglich. Für morgen Abend wurde von der Reiseleitung ein Schaschlik-Gruppenessen in diesem Nirgendwo organisiert.
Unsere Schlammfahrer haben aber noch ganz andere Aufgaben. Da wird wohl eine Wagenwäsche fällig sein!
PS. Die Immigrationspolizei in Kasan hatte auch andere Aufgaben. Jeder nach seinen Fähigkeiten! Wir haben gestern von dem Papierkrieg berichtet, den das Team zu bewältigen hatte. Heute Morgen um 9 Uhr reichten Dima und Sascha alle ausgefüllten Unterlagen plus stapelweise Kopien ein und warteten, warteten und warteten. Dann warteten sie noch ein wenig länger und beobachteten dabei die Beamten, die mit grimmigen Gesichtern die Registrierung vornahmen. Wie konnte bloß eine einzige Gruppe ihnen so viel Arbeit bereiten? Schlag 13 Uhr klemmten sie sich die Kopien unter den Arm, donnerten die Registrier-Zettel auf den Tisch und verschwanden grußlos. Zu dem Zeitpunkt stand Teamfahrzeug zwei noch eine Fahretappe von über 400 Kilometern bevor plus eine Stunde Zeitumstellung. Und das alles wegen......weswegen eigentlich?
Wir haben alle gültige Visa, sind alle ordentlich eingereist, haben dort Immigrationspapiere ausgefüllt und wurden bereits dreimal registriert. Aber die Frage nach dem Sinn darf man einfach nicht stellen. Wie würde es unser verehrter Kostya ausdrücken? „Der russische Bär hat wieder zugeschlagen.“ Immerhin bedeutet es nur Arbeit fürs Team. Unsere Tour-Teilnehmer sollen davon so wenig wie möglich mitbekommen, und das ist auch gut so!
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