Auf den Spuren der Kaiser von China
Der Tian‘Anmen-Platz ist wegen der großen Menschenmassen, die ihn täglich besichtigen, für Stadtführer eine besondere Herausforderung. Wir hatten glücklicherweise unsere steten Begleiter Yong Zhi und Zhang dabei und konnten ihn daher als Gruppe besuchen, ohne daß jemand verloren ging.
Größer als der Rote Platz in Moskau präsentiert sich das im Volksmund „Platz des himmlischen Friedens“ genannte Areal mit Blick auf die Volkskongresshalle, in der Herr Xi erst kürzlich auf Lebenszeit gewählt wurde.
Fast mittendrin steht ein 34 Meter hoher Säulenbau - das Mausoleum des 1976 verstorbenen Großen Vorsitzenden. Lange Besucherschlangen bilden sich davor, denn jeder möchte einmal die in einem Kristallsarg aufgebahrte Mumie Maos sehen. Wir haben uns das gespart, denn der Leichnam hat nur einen Halbtagsjob und wird nachmittags ins Kühlhaus verfrachtet. Inzwischen soll sich sogar eine Wachsnachbildung die Arbeitszeiten mit dem Original teilen.
Wir wollten lieber in die Verbotene Stadt! Eine Seite des Tian’Anmen Platzes wird vom Südtor der Kaiserstadt gebildet. Auch hier kommt man an Mao nicht vorbei. Für die meisten Chinesen ist es eine Art Wallfahrtsort, an dem man einmal mit Selfie verewigt sein muß.
Das gesamte Gelände ist so groß wie ein ganzer Stadtteil, man läuft etwa drei Kilometer vom Südtor zum Ausgang am Nordtor. Jedes architektonische Detail hat eine symbolische Bedeutung. Die hübschen gelben Ziegel waren dem Kaiser vorbehalten, man spricht vom Kaisergelb und Festtagsrot der Wände.
Eine Bronzeschildkröte mit Drachenkopf steht für langes Leben.
Gewaltige Löwen bewachen die Torhallen des Kaiserpalastes.
Wolkendrachen sind in eine 16 m lange und 3 m breite Platte gemeißelt worden, die aus einem Steinbruch etwa 150 Kilometer von Peking entfernt zum Palast gebracht wurde. Diese Platte war so schwer, daß sie in drei Wintern auf künstlich angelegten Eisbahnen transportiert wurde. Unvorstellbar! Der Kaiser war der einzige, der über sie hinweg schwebte, wenn er in seiner Sänfte zur Thronhalle gebracht wurde. Links und rechts kämpften sich auf den Stufen die Träger mit ihrer Last die Treppen hinauf.
Der gesamte riesige Palast wurde nur vom Kaiser, seiner Hauptfrau, einigen hohen Beamten, den Konkubinen und Eunuchen bewohnt. Das Volk hatte keinen Zugang. Immerhin sorgte ein hübscher Garten dafür, daß die Konkubinen, die gerade nicht im Dienst waren, es auch ganz nett hatten. So lange - bis sie dem Kaiser eine Tochter gebaren. Dann wurden sie mitsamt des neugeborenen Mädchens mithilfe von Gift ins Nirwana geschickt. Bei Geburt eines Jungen stiegen sie in den Rang einer "Lieblingskonkubine" auf.
Harte Zeiten!
Unsere Gruppe genoß vor allem den Schatten unter den uralten Zypressen.
Heutzutage ist die Verbotene Stadt nicht mehr verboten, sondern wird von Zehntausenden von Menschen täglich besucht. Auch knapp 40 SeaBridge-Touristen waren heute dabei. Gegen Sonne schützen sich viele Einheimische
mit Schirmen. Gegen die schwüle Hitze kann man sich nicht schützen.
Da hilft bloß kräftig trinken. Die Wasserflaschen, die wir nach und nach in uns hinein geschüttet haben, können wir nicht mehr zählen.
Irgendwann mußte ein anderes Getränk her! Da kam es nicht ungelegen, daß für den Nachmittag eine Teeverkostung auf dem Programm stand. In schönem Ambiente wurden aus winzigen Teeschalen mehrere verschiedene Teesorten probiert.
Die hübsche Chinesin, die uns die einzelnen Teearten erklärte, empfahl: „Man muß den Tee schelürfen....!“ Und tatsächlich! Wenn man schelürfte, löschte er ganz wunderbar den Durst.
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Morgen werden wir diese Millionen-Metropole verlassen. Die Tage waren hochspannend aber mega-anstrengend. Wir freuen uns nun auf ruhigere Gefilde. Zum Abschluß gönnen wir uns wieder einmal ein Gruppenessen. Auf den Tisch kommt Peking-Ente. Wie könnte es anders sein?
Zàijiàn und Tschüß!
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