24. Tag / Fahrtag 15: Undara Volcanic Nationalpark - Hughenden 629 Kilometer
Bisher war es heiß, nun wird es heißer
Da wir wußten, welch lange Etappe heute zu bewältigen war, stellten wir den Wecker nicht auf früh, sondern auf früher. In pechschwarzer Nacht saßen wir beim Müsli am Frühstückstisch und beim ersten Tageslicht hieß es "auf geht's!" Auch alle anderen Tour-Teilnehmer machten sich beizeiten auf den Weg, um der großen Hitze zuvor zu kommen.
Obwohl so gut wie gar kein Verkehr herrschte, mußte man trotzdem konzentriert fahren, denn wir teilten uns die Straße mit streunenden Kühen und unvorsichtigen Kängurus. Zum Glück bekam keiner aus der Gruppe eines unter die Räder aber die Straßenränder waren voll von plattgefahrenen Beuteltieren.
Im schönsten Morgenlicht rollten wir auf einsamen Straßen, die uns schwer an afrikanische Savanne erinnerten.
Manchmal konnten wir gaaaanz weit schauen und sahen schon eine Weile vorher, wo wir demnächst sein würden. Tolle Landschaft! Und manchmal waren doch noch andere Verkehrsteilnehmer unterwegs. Gefürchtet waren die berüchtigten Road Trains.
Besonders gefürchtet waren sie, wenn die Straße wieder einmal auf weniger als die Hälfte zusammen schrumpfte.
Immer wieder waren nämlich Abschnitte dabei, auf denen kein Begegnungsverkehr möglich war. Links und rechts der schmalen Teerbahn war rote Erde und man war tunlichst darauf bedacht, nicht über die steile Kante zu rutschen.
Auf Schildern wurde regelmäßig vor den über 50 Meter langen Riesenlastern gewarnt. Wenn man sie überholen möchte, wird man angehalten, den Randstreifen (shoulder) zu benutzen.
Na, toll! Das wollten wir lieber nicht riskieren. Denn eines ist gewiß, die Truckfahrer leben nach der Devise "Wer bremst, verliert." Daniela & Peter hatten das zweifelhafte Vergnügen, auf solch einer schmalen Straße mit hohen Kanten zu sein, als ihnen ein Road Train entgegen bretterte. Sie taten das einzig Richtige und fuhren langsam vom Teer hinunter, um den Riesen der Landstraße passieren zu lassen. Dieser raste ungebremst auf sie zu und an ihnen vorbei, mit einem Reifen auf dem erdigen Seitenstreifen so viel Staub aufwirbelnd, daß die beiden eine Weile lang nichts mehr sehen konnten.
Manche dieser Superlaster sind als Supertanker unterwegs, was uns natürlich freute, denn wir sind heute von Tankstelle zu Tankstelle gefahren.
Da das Outback bekannt für seine geringe Tankstellendichte ist, ließen wir keine Möglichkeit aus, unseren Tank wieder frisch mit Diesel zu füllen. Zumal die "Ortschaften" in der Regel nur aus einem zweifelhaften Hotel und zwei mickrigen Zapfsäulen bestehen.
Nicht immer steht das Schild auf "open" und manchmal ist auch der Diesel gerade ausgegangen. Daher war es ratsam, zu bunkern, wo es nur geht.
Eine einzige richtige Stadt lag auf über 600 Kilometern auf unserem Weg. Das ehemalige Goldgräberstädtchen Charters Towers lud nach knapp zwei Dritteln der Strecke zu einem kleinen Bummel ein.
Lang wurde dieser aber nicht, denn das Thermometer stieg heute unbarmherzig auf fast 40 Grad.
Am besten hielt man das tatsächlich während der Fahrt im klimatisierten Fahrerhaus aus.
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Im Ziel waren alle über sich selbst erstaunt, daß ihnen die weite Etappe gar nicht so viel ausgemacht hatte, wie befürchtet. Immerhin hatte sich jeder Australien genau so vorgestellt: Heiß, trocken und viel rote Erde! Dafür wartete am Campingplatz ein erfrischender Pool.
Jetzt am Abend, während wir im Dunkeln diesen Tagesbericht schreiben, haben wir immer noch 36 Grad und niemand mag zu Bett gehen. Mit einem Kaltgetränk in der Hand daran denken, daß in der Heimat der Herbst Einzug hält, während wir barfuß weitgehend mit nur einem Teil bekleidet vor den Wohnmobilen sitzen, das hat schon was........Trotzdem lesen wir natürlich die Nachrichten aus Europa. Wir drücken unseren Lesern in Deutschland die Daumen, daß Orkan Herwart keinen zu großen Schaden anrichtet.
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