Donnerstag, 30. Oktober 2014
 

Bruck in Tirol (A) - Kulmbach in Bayern (D)  461 Kilometer

Wieder zuhause

Kennt Ihr die 5-Phasen-Entspannung? Wir haben das nun hautnah erlebt. Es ist so ähnlich wie mit dem Kinderkriegen....erst freut man sich auf den Nachwuchs, dann hofft man, daß die lieben Kleinen endlich laufen können, ohne Windel auskommen, zur Schule gehen, auch mal allein zu Hause bleiben und dann doch (endlich‽) flügge werden und ausziehen.

So ist das auch mit den Kuga-Reisen. Erst freuen wir uns unbändig auf die fernen Länder und die neuen Reiseteilnehmer, auf die Herausforderung an unser Organisationstalent und unsere pädagogischen Fähigkeiten. (Ähnlich wie bei der Kindererziehung!)

Dann nach fünf Wochen 24 Stunden-Dienst und so einigen Ereignissen der verschiedensten Art denkt man: "Ach, wenn wir sie doch bloß erst alle heil im Zielort haben!"

Und so setzte die 1. Phase der Entspannung nach unserer tollen Griechenland/Türkei-Reise in Igoumenitsa im Hafen ein, als alle 17 Wohnmobile in der Spur standen und auf die Fähre warteten.

Aber wie das auch bei den Eltern ist, deren Kinder irgendwann laufen können, man denkt dann schon an die nächste Phase.....So lag immer noch eine gewisse Anspannung in der Luft: Wird das Schiff auch wirklich kurz vor Mitternacht aus Patras kommen und werden wir alle Fahrzeuge ohne Schaden die Rampe hoch und an einen guten Platz auf dem Campingdeck bekommen?

Und tatsächlich, die Fähre tauchte plötzlich aus der Dunkelheit auf, drehte und nahm uns alle mit.

Zu dem Zeitpunkt (heute vor schon 10 Tagen - Mann oh Mann, wie die Zeit vergeht!) setzte die 2. Phase der Entspannung ein. Die Kinder hatten sozusagen ihre Windeln abgelegt, alle Wohnmobile standen heil an Deck und wir konnten uns auf 18 Stunden Seefahrt freuen.

Einen Tag später gab es eine große Verabschiedung kurz bevor das Schiff im Hafen von Ancona anlegte und dann hieß es warten, warten, warten,

 denn die Karabinieri kontrollierten jeden LKW genau, ob sich hier jemand illegal ins Land schmuggeln würde. Das Warten wäre nicht so schlimm gewesen, wenn sich der Tag nicht immer mehr dem Ende entgegen geneigt hätte und alle Reiseteilnehmer dadurch im Dunkeln durch eine unbekannte Stadt fahren mußten auf einen Stellplatz, den auch viele noch nicht kannten. Ob das gut gehen würde? Obwohl wir nun offiziell nicht mehr zuständig waren, denn die Kuga-Reise war bei der Abfahrt von der Fähre zu Ende gegangen, machten wir uns doch so unsere Gedanken (Ob die Kinder in der Schule wohl zurecht kommen werden?)

Als dann in tiefer Dunkelheit die meisten Mitglieder der Reisegruppe auf dem Stellplatz in Fano (60 Kilometer nördlich von Ancona) einen sicheren Platz für die Nacht gefunden hatten, setzte die 3. Phase der Entspannung ein.

Der Rest ist schneller erzählt: Ein Wintereinbruch war angekündigt worden aber wir schafften die gut 600 Kilometer über den Brenner in einem Rutsch. Wir hatten darüber berichtet, wie nach dem Schneetreiben dann die 4. Phase der Entspannung einsetzte. Wir hatten nun wieder Menschen um uns herum, die unsere Sprache sprachen (zumindest im weitesten Sinne....wenn man Österreichisch auch nicht immer ganz und gar versteht, so kann man zumindest erahnen, was gemeint ist). Wir hatten den größten Teil der fast 8000 Kilometer langen Tour geschafft - immerhin waren wir ja Mitte September in Delft in den Niederlanden zu diesem Abenteuer gestartet - und wir waren wieder oberhalb des Bratkartoffeläquators.

So verbrachten wir eine ganze Woche in Österreichischen Bruck bei Zell am See und freuten uns über das zünftige Essen und das ruhige Herbstwetter während von Ferne die schneebedeckten Berge grüßten. 

Wir schafften es, komplett runter zu fahren. Ausgiebiges Frühstücken und die allabendlichen Saunagänge halfen dabei. Hans-Hermann ging zu meditativem Polieren unseres Phoenix über, denn drei Tage lang machte er dieselbe Handbewegung mit Didschys Zaubermittel. Das nennt man "Bewegung an frischer Luft"! 

An dieser Stelle möchten wir unserem Wohnmobil-Kumpel Didschy einen ganz besondern Genesungsgruß senden. Er hatte uns gerade heute mitgeteilt, daß er vor ein paar Tagen in Ahlbeck auf Usedom nachts an seinem Wohnmobil mit einer Eisenstange zusammen geschlagen wurde, als er - von ungewohnten Geräuschen aus dem Schlaf gerissen - zwei Typen dabei erwischte, wie sie seine E-Bikes stehlen wollten. Nach einem Krankenhausaufenthalt hat er sich wieder berappelt. Gute Besserung lieber Didschy! Vielen unseren Lesern ist er ja bekannt als der Mann, der am besten weiß, was zarte Wohnmobilhaut braucht. 

Heute machten wir uns auf das letzte Stück des Weges, denn nach einer abgeschlossenen Reise ist es gute Sitte, in Kulmbach im Kuga-Hauptquartier vorbeizuschauen, um ein "Debriefing" abzuhalten: 

Was war gut, was könnte man verbessern, was hat sich seit letztem Jahr geändert? Man überbringt Grüße von Campingplatzbetreibern, mit denen Kuga teilweise seit mehr als zehn Jahren zusammenarbeitet.

Und man berichtet dem Kuga-Chef natürlich von all den kleinen und großen Erlebnissen, erzählt Anekdoten und verarbeitet die Reise auf diese Weise noch einmal ganz anders. So verließen wir Österreich auf teils schmalen Straßen und freuten uns dann auf der deutschen Autobahn noch einmal an der hübschen Sicht auf die Alpen. 

Wieder hatten wir Glück: Ohne Stau kamen wir in Kulmbach an, wo wir im Radio von einer Vollsperrung der A9 nach Unfall hörten. Genau dort waren wir zwei Stunden zuvor unbehelligt gefahren. Und als wir auf dem Stellplatz am Schwedensteg einparkten, da setzte die 5. Phase der Entspannung ein. Wir waren wieder in Deutschland, genauer gesagt in Bayern! Das Ankommen wäre aber nie so schön, wenn man nicht vorher weit weg gewesen wäre......

Mal sehen, wann wir das nächste Mal weit weg fahren. Auch das werden wir wohl in den nächsten Tagen vom Kuga-Olaf erfahren.


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