Ostersonntag, 31. März 2013

 Fahrtag: Âït Benhaddou - Todraschlucht 260 Kilometer, sonnig, Wüstenklima 29 Grad

Im Schlund der Dadès-Schlucht
 

Es hätte so ein schöner ruhiger, gemütlicher, entspannter Tag werden können. Wir wären 190 Kilometer auf weitgehend guter, weitgehend gerader und weitgehend flacher Straße gefahren. Wir hätten unseren Lesern ein paar meditative Fotos gezeigt von einer wüstenähnlichen, steinigen Landschaft mit den schneebedeckten Bergen des Hohen Atlas im Hintergrund.

 

Wir hätten auch erwähnen können, daß wir auf der berühmten Straße der Kasbahs unterwegs waren.

Sie stellt eine Hauptverbindungsader zwischen Quarzazate und Tinerhir dar und folgt dem Dadès in seinem Tal.

Immer wieder erscheinen am Flußufer oder auf Hügeln über den Städten die jahrhundertealten Lehmburgen.

 

Ein besonders liebliches Exemplar ist die Amerdihil, die nur über eine Schotterpiste erreichbar ist.

 

Wir hätten uns den ganzen Tag über erfreuen können an dem satten Grün im Flußbett des Dadès und wären dann irgendwann zu unserem Campingplatz gerollt, um die dortige Pool-Temperatur zu testen und uns untätig in den Schatten zu legen.

 

Wenn da nicht der Gedanke an Euch Leser in der Heimat gewesen wäre. Schließlich haben wir uns zum Ziel gesetzt, Euch so viel spannende marokkanische Landschaft wie möglich zu zeigen. Schon Kurt Tucholsky prägte den Satz "Umwege erweitern die Ortskenntnis". So nahmen wir also einen zweistündigen Umweg in Kauf und fuhren todesmutig tief hinein in die Schlucht des Dadès. Zunächst einmal war die Straße noch harmlos.

 

Dann wurde sie immer spektakulärer....

 

....und zuletzt war sie atemberaubend.

 

Die Dadèsschlucht entwickelte sich zu einem tief eingeschnittenen Cañon und wir mit unseren Wohnmobilen mittendrin!

 

Auf etwa einem Kilometer windet sich die Straße in eng anliegenden Serpentinen steil nach oben bis sie auf 1850 m Höhe den Blick freigibt auf die gigantische Felsenlanschaft. Und tatsächlich alle schafften es nach oben:

Charly mit seinem über 20 Jahre alten mit Pferdestärken nicht gerade gesegneten Dethleffs - Wilfried, der mit seinem 8,15 langen Frankia der Längste unter uns ist - Wolfgang, der mit seinem Pössl-Kastenwagen natürlich besser dran ist als wir alle und sogar Rainer, der einzige Gespannfahrer, der es mit PKW und Wohnwagen zusammen auf 12 m bringt.

 

Welch ein Ausblick! Dabei war uns natürlich klar, daß wir die ganze Strecke auch wieder zurück müssen . . . .

 

Doch zuvor stiegen wir ganz hinunter in den Schlund der Schlucht. In Marokko wird Französisch gesprochen und es ist kein Zufall, daß "la gorge" gleichzeitig Schlund und Schlucht heißt. Wir fühlten uns wirklich wie verschluckt vom Berg, als wir auf einer Höhe mit dem Fluß unsere großen Fahrzeuge an den steilen Felswänden entlang durch den tiefen Einschnitt lenkten.

 

Irgendwie schafften wir es, mit heiler Haut wieder aus dem Felsental zu entkommen und die Serpentinen-Strecke auch abwärts zu bewältigen. Alle kamen gut im Ziel an und waren dankbar für jedes Fleckchen Schatten, das sie ergattern konnten. Da wir uns inzwischen räumlich der Sahara schon ziemlich angenähert haben, merkt man das auch klimatisch.

Unser heutiger Campingplatz liegt am Eingang der Todraschlucht. Schon wieder Berge! Aber wir haben morgen einen Ruhetag und keiner will sein Wohnmobil auch nur einen Zentimeter bewegen. Wir müssen das Erlebte zunächst einmal sacken lassen - getreu dem Sinnspruch von Khalil Gibran:

"Wenn du das Tal sehen möchtest, steige auf den Berg.

Willst du die Bergspitze erblicken, schwinge dich zur Wolke empor.

Willst du jedoch die Wolke verstehen, schließe die Augen und denke nach."


 

 

 

 

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