Dienstag, 31. Juli  2018
Wir sind gerade in Datong

 

 

Buddhas, Buddhas, Buddhas

 

Unser Besichtigungsprogramm begann heute mit den Yungang Grotten. Sie entstanden vor gut 1500 Jahren als erste der vom Kaiser finanzierten Buddhagrotten. Nachdem es den Kaisern irgendwann in Datong im Winter zu kalt wurde, packten sie ihren Kram zusammen und zogen um nach Luoyang. Dort suchten sie sich ebenfalls eine Felswand, an der sie sich verewigen konnten und schufen die ebenso berühmten Longmen Grotten, die wir demnächst ebenfalls besuchen werden.

 

Datong war bis vor zehn Jahren eines der Hauptzentren für Kohleabbau. Täglich donnerten die Lastwagen an den uralten Buddhas vorbei, die durch den Staub nicht gerade besser wurden. Da es sich mittlerweile um eine UNESCO Weltkulturstätte handelt, beschloß man, die Straßen zu verlegen und stattdessen dieses Stück chinesische Geschichte mit einem Park zu umgeben. 

So entstand eine beeindruckende Kulisse bereits auf dem Weg zu den Grotten. Gewürdigt wurde hier ein Mönch, der von 460 - 494 entscheidend zum Gelingen des Grotten-Projekts beigetragen hatte.

 

 

Durch einen Säulengang gelangt man immer näher heran an die ein Kilometer lange Felswand mit den bildhauerischen Meisterwerken.

 

 

Mit Elektrowagen gelangten wir bequem in das eigentliche Areal der Yungang Grotten,

die von 1- 45 durchnummeriert sind.

 

 

Ursprünglich waren viele Grotten mit Holzvorbauten vor Wind und Wetter geschützt. Diese fielen den Elementen, Bränden und Kriegen zum Opfer. Vor Grotte Nummer 5 wurde 1651 eine viergeschossige hölzerne Vorhalle gebaut, die dafür sorgte, daß die Statuen im Inneren ihre Farbigkeit behielten. Aus Sicht der Buddhas ist der Vorbau neu, aus heutiger Sicht immerhin fast 400 Jahre alt.

 

 

Wir haben großes Glück. Überall stehen Schilder, die ein striktes Fotografierverbot einfordern. Tatsächlich wurde dies bis vor Kurzem auch streng durchgesetzt. Nun plötzlich sind die Bestimmungen gelockert worden und die Wächter lassen uns und alle anderen Besucher mit ihren Handys frei gewähren. Das ist China! Trotzdem ist es nicht einfach, den mit 17 m größten Buddha überhaupt aufs Bild zu bekommen. Er wird flankiert von seinem eigenen Selbst aus der Vergangenheit.

 

   

 

Die reine Anzahl und Vielfalt an Buddhas ist kaum zu erfassen. Wir gehen staunend an der Felswand entlang und schauen immer wieder in die einzelnen Grotten hinein.

 

 

Manchmal muß man einen größeren Abstand wählen, um das Ganze richtig auf sich wirken zu lassen. Man hatte damals zunächst eine Art Fenster in den Fels geschlagen und den Kopf heraus modelliert, dann arbeitete man sich weiter nach unten vor. Heutzutage schaut der monumentale Buddha durch diese Fensteröffnung ins Freie.

 

 

Immer wieder erleben wir Überraschungen beim Blick in die Fels-Nieschen. In Grotte 18 ist ein Teil der Kleidung mit lauter winzigen Buddhas besetzt. Absolut beeindruckend!

 

 

Der bekannteste Buddha der Yungang Grotten ist angeblich der meistfotografierte von ganz China. Der vordere Teil seines Felsen-Verließes ist eingestürzt und so kann man ihn wunderschön von Ferne bestaunen.

 

 

 

Eine passende Kulisse für unser Gruppenfoto!

 

 

Als ob wir nicht schon genug Buddhas gesehen hätten, folgte als nächster Programmpunkt die Besichtigung des Hängenden Klosters im Süden von Datong.

Sein chinesischer Namen Xuangkong Si bedeutet „das im Leeren hängt“.

Es zeigte sich, daß auch für ungläubige Westeuropäer der Buddhismus in seiner Bildersprache einen ungeheuren Charme hat und jeder Buddha aufs Neue zu faszinieren vermag.

Weil dieser Ausflug als fakultatives Programm angeboten wurde, klinkten wir Reiseleiter uns aus, um endlich etwas Büroarbeit erledigt zu bekommen. Da wir in starker Besetzung auf dieser Tour unterwegs sind, begleitete unser „Mann für alle Fälle“ Yong Zhi die Leute, die sich diesen Leckerbissen nicht entgehen lassen wollten. Tomi versprach, uns Fotos für den Tagesbericht mitzubringen, und wie immer hielt er Wort. Wir bedanken uns für diese  ausdrucksstarken Bilder. 

Vor über 1500 Jahren wurde das Kloster auf spindeldürren Stelzen an eine überhängende Felswand gebaut.

Die Gläubigen schufen sich damit einen Zufluchtsort fernab der damaligen Zivilisation.

Über schwindelerregende Treppenkonstruktionen verläuft die Besichtigung immer nur in eine Richtung.

Mehr als 40 Mönchszellen befinden sich in der abenteuerlichen Konstruktion. Keine ist größer als 36 qm. Die Gesetze der Mechanik müssen den damaligen Bauherren bestens bekannt gewesen sein, denn das Gebäude ruht teilweise auf unsichtbaren Stützen.

Drei Glaubensrichtungen finden sich vereint im Hängenden Kloster, das einmalig auf der Welt ist: Der Buddhismus, der Taoismus und der Konfuziunismus. Und das alles - nicht unter einem Dach - sondern unter vielen Dächern.

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